Hide-Fotografie - Vor- und Nachteile

Definition

Die Hide-Fotografie, d.h. das Fotografieren von Verstecken aus, wird seit geraumer Zeit immer beliebter. Bevor wir in das Thema tiefer einsteigen ist es wichtig zu unterscheiden, denn es gibt verschiedene Arten:

  • Buchung über einen Anbieter: Sicher die komfortabelste Art, der Anbieter stellt ein vorbereitetes Versteck. Dabei gibt es sowohl „All-Inclusive“ Anbieter, d.h. mit Toilette und Ausgelegtem Futter (bait). Eine etwas abgespecktere Version ist dann, wenn man das Versteck zwar über einen Anbieter bucht aber es keine Toiletten oder vorbereitetes Futter als Anlockmittel gibt. Teilweise ist das Auslegen von Futter auch dem Kunden überlassen, so dass die Entfernung zu den Zielarten individuell gemanagt werden kann.
  • selbstständig organisierter bzw. gebauter Hide: Dabei stellt man ein Tarnzelt auf oder baut sich durch Tarnnetze und/oder Naturprodukte (z.B. Äste und Gräser) ein eigenes Versteck. Hier gilt zu beachten, dass in einigen Ländern das Auslegen von Luder verboten ist, nur Dinge wie Meisenknödel oder Samen sind erlaubt. Zudem benötigt man für einen fest gebauten dauerhaften Hide in der Regel eine Genehmigung der Behörden und des Landbesitzers.
  • einfache getragene Tarnung: Hier tarnt man nur sich selbst, z.B. durch Tarnkleidung. Bei dieser Art sitzt man dann oft stundenlang gegen einen Baum gelehnt oder frei vor Landschaftselementen wie Büsche oder ein Hang um seine Silhouette abzuschwächen und mit der Umgebung zu verschmelzen.

Zur Vereinfachung fasse ich nachgehend die beiden letzten Punkte zusammen. Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass es auch Beobachtungswände (screens) und -türme gibt. Zum Abschluss gehe ich dann noch auf die (Selbst-) Darstellung auf Social Media und Websites ein.

Hide über einen Anbieter

Die Preise sind hier nach Zielart, Komfortgrad als auch geografischer Lage sehr unterschiedlich – z.B. sind Hides in den USA generell etwas teurer. 2023 waren mir Preise von 50 € bis 250 € für eine Session bekannt, Tendenz stark steigend! Eine Session kann dabei wenige Stunden (Braunbären, 250 € | war 2021: 160 €!) als auch einen gesamten Tag (verschiedene Vogelarten, 50 €) bedeuten. Bald folgt eine Unterseite auf der ich 2-3 verschiedene Hide-Arten von 3 Anbietern ausführlich darstelle (watch this space).

Vorteile
  • vorbereitetes (komfortables) Setting – teilweise mit Toilette und oder Anfüttern
  • garantierte bzw. sehr wahrscheinliche Sichtung der Zielart
  • für die breite Masse ausgelegt, keine Artenkenntnisse nötig
  • oftmals bildfüllende Motive mit wenigen Stunden Aufwand
  • weniger Störung anderswo in der Natur – einige Fotografen möchten sich nicht mit dem Verhalten der Zielart auseinandersetzen und stören oder zerstören so (ungewollt) Natur
Nachteile
  • Kosten
  • Zielarten haben mitunter durch Anfüttern natürliche Scheue und ihr natürliches Verhalten verloren
  • Bilder sehen oft gleich aus, da immer dasselbe Setting verwendet wird
  • kein Reiz des eigenständigen Befassens mit der Art, vom Recherchieren bis zum letztendlichen Entdecken der Zielart
  • geringe Flexibilität
  • es gibt nur Anbieter für einige Arten
  • Teils Anreise ins Ausland nötig, auch wenn Zielart in Heimat vorhanden wäre

Selbst organisierter Hide (Tarnzelt oder einfache Tarnung)

Gilt sowohl für ein Tarnzelt sowie die „einfache“ Tarnkleidung

Vorteile
  • einzigartiges Setting, einzigartige Bilder die kein anderer hat
  • Zielart kann selbst gewählt werden
  • in Heimat möglich: keine/geringe Anreisedistanz
  • ungestörtes natürliches Verhalten der Zielart möglich
  • bildfüllende Motive möglich
  • Zeit in der Natur verbringen
  • geringe/keine Kosten
  • hohe Flexibilität
Nachteile
  • viel Aufwand: Beschäftigen und Auseinandersetzen mit der Zielart von Nöten. Dafür Aneignung von Wissen
  • hoher Zeitaufwand und viele „tote“ Stunden/Tage/Wochen
  • teils Genehmigungen notwendig (z.B. Luderplatz)
  • ungewollte Störung möglich, v.a. bei zu geringer Recherche
  • Gewicht bei Tarnzelt

(Selbst-) Darstellung auf Social Media und Websites

Gleich vorweg: Ich möchte hier keine Wertung vornehmen, alle Versteck-Arten haben eine Daseinsberechtigung und jeweilige Vor- und Nachteile wie oben beschrieben. Das perfekte Bild kann auf unterschiedlichste Art entstehen, egal ob mit oder ohne Hide! Es ist immer eine Summe aus Handwerkskunst, Glück und Vorbereitung. Mir geht es hier vielmehr um den Apell zu mehr Transparenz beim Thema Tarnung, für unsere Natur und den Ruf der Fotografen allgemein!

Ich weiß nicht wie es dir geht aber mir fällt immer öfter auf, dass bei Bildern die eindeutig im (bezahlten) Hide gemacht wurden dies vom Fotografen gar nicht erwähnt wird. Dabei verstehe ich nicht, warum dies unterschlagen wird? Ist ein Bild aus einem (bezahlten) Hide weniger wert? Ich würde ganz klar sagen nein, denn jedes Bild ist am Ende auch ein Stück weit Handwerkskunst und Glück. Denn selbst der beste Hide kann bei Wildtieren keine Sichtung garantieren und nicht jeder Fotograf schafft es bei besten Bedingungen das eine perfekte Bild zu machen 😉 Oder ist es die Angst sich vor anderen dann rechtfertigen zu müssen? Da kann ich dich beruhigen, bis heute ist mir das noch nicht passiert, eher sogar das Gegenteil 🙂

Deshalb möchte ich auf einige Gefahren hinweisen, die von der fehlenden Transparenz ausgehen:

  • Nachahmungsdruck steigt: Dadurch, dass die Bedingungen nicht klar genannt wurden gibt es einige, die auch dieses perfekte Bild selbst „schießen“ möchten und dann versuchen dies selbst in freier Natur nachzumachen. Dabei kann es sowohl zu einem erhöhten Druck auf unsere Tier- und Pflanzenwelt kommen (z.B. Fotografie an Eisvogelbrutröhre oder Niedertrampeln sensitiver Vegetation) als auch zur Gefahr für den Fotografen selbst werden (zu nahe an Steilklippe oder Annähern an Tiere wie Bären oder Wölfe mit Jungtieren.
  • Verlust des eigenen Ansehens/Ruf: Finden andere heraus, dass die eigenen tollen Bilder aus Hides ohne dessen Nennung gemacht wurden kann es dazu führen, dass sich andere (Kunden/Follower/etc.) getäuscht fühlen und den Fotografen nicht mehr ernst nehmen. Also lieber transparent bleiben, früher oder später fällt es immer auf 😉

Bei meinen Bildern steht auch immer eine Angabe zu meinen verwendeten Hilfsmitteln – ggf. fehlt das auf der Website noch bei dem ein oder anderen Bild. Deshalb hier für die Transparenz: Bilder von Braunbär, Pardelluchs, Steinadler und manchen Bienenfressern wurden je von einem Hide (teils bezahlt) aus aufgenommen.

Was sind deine Erfahrungen? Was ist deine Einstellung dazu? Lass es mich in den Kommentaren wissen 🙂

Beispielbilder ohne Hide

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